Eine Reise in die dunkelste Vergangenheit - SolgrabenschülerInnen besuchen die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

„Was mir bewusst geworden ist, ist wozu manche Menschen in der Lage sind.“, schreibt eine Schülerin nach dem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. 45 interessierte SchülerInnen des 9. und 10. Jahrgangs der Solgrabenschule entschieden sich bewusst mit ihrer Lehrerin Kristin Seeger nach Krakau zu fahren, um die Erinnerung an die dunkelste Geschichte Deutschlands wach zu halten. In regelmäßigen Abständen veranstaltet die Solgrabenschule eine AG, die die SchülerInnen auf eine Studienreise mit dem Titel ‚Verfolgung und Holocaust‘ nach Krakau vorbereitet. Dieses Vorhaben wurde dieses Jahr vom Wetteraukreis und der Bürgerstiftung Bad Nauheim finanziell unterstützt. Ausgangspunkt für diese Studienfahrt war die Tatsache, dass immer weniger Jugendliche über die Gräueltaten der Nazis informiert sind. Sie kennen den Namen „Hitler“ und „Begriffe wie „Konzentrationslager“ und „Holocaust“, doch wissen die Wenigsten, was damals passierte. Jedoch sind die Jugendlichen von heute die Erwachsenen von morgen, die antidemokratische Strömungen erkennen und sich für eine Zukunft in Freiheit und Demokratie ohne Hass einsetzen sollten. Dies zu erkennen und den SchülerInnen ihre Rolle in der Gesellschaft zu verdeutlichen, war und ist ein erklärtes Ziel von Kristin Seeger und damit auch der Solgrabenschule. Die Studienfahrt führte zunächst nach Krakau. Dort angekommen, erlebten die SchülerInnen unterschiedliche Programmpunkte, wie eine Führung durch Krakau und das jüdische Viertel Kazimierz, eine Zeitzeugenbefragung im jüdischen Museum sowie die Besichtigung des ehemaligen Krakauer Ghettos. Den traurigen Höhepunkt der Reise bildete der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Schon auf dem Weg zu Gedenkstätte ist es leise im Bus. Im ehemaligen Konzentrationslager angekommen, zeugen schreckliche Beweise von den scheußlichen Verbrechen der Nazis: zwei Tonnen menschliche Haare, metallene Beinprothesen stapeln sich, zurück gelassene Koffer mit den Namen der in den Gaskammern Ermordeten, eineinhalb Millionen Tote, Schuhe türmen sich, darunter Hunderte von Baby- und Kinderschuhen, Brillen, Wertgegenstände, Geschirr. Plötzlich verstehen die Schüler, dass Auschwitz einer der grausamsten Orte der Menschheitsgeschichte ist. Schonungslos werden die SchülerInnen mit diesen Fakten von den Guides konfrontiert. Die SchülerInnen kämpfen mit ihren Gefühlen. „All diese persönlichen Gegenstände machen mir klar, jeder dieser Menschen hatte ein eigenes Leben und eine eigene Persönlichkeit. Sie haben geliebt, geweint, gelacht, geglaubt. Genauso wie ich.“, stellt eine Schülerin nach dem Besuch fest. Auch die Befragung der Zeitzeugin Monika Goldwasser machte die SchülerInnen nachdenklich. Die SchülerInnen sind emotional berührt und können nur erahnen, was Menschen durchmachen mussten.  Sie verstehen die Authentizität des Ortes und der Personen, die das Leben im Ghetto und in den Konzentrationslagern überlebt haben oder gestorben sind. Alles was sie vorher wussten, stand auf Papier. Nun haben sie es vor ihren Augen. Dem Unbekannten muss ein Gesicht und Geschichten gegeben werden. Das funktioniert nicht nur in Klassenzimmern. „Genau hier ist das passiert, da, wo ich jetzt bin.“ Dieses Gefühl sollten junge Menschen womöglich haben, um das Vergessen aufzuhalten und die Erinnerung wach zu halten. Genau deswegen wird die Solgrabenschule weiterhin an dieser Studienfahrt festhalten, um gegen das Vergessen vorzugehen und aufflammenden Antisemitismus sowie Rassismus keine Chance einzuräumen. Macht man eine solche Reise, verspürt man den Wunsch nach Menschlichkeit. Kein anderer Ort stellt das menschliche Gewissen so in Frage wie Auschwitz.         
Zum Schluss der Zeitzeugenbefragung liest eine Schülerin einen Text von Monika Goldwasser vor. Es geht um Vergebung und darum, Hass keinen Raum zu lassen, Krieg nie wieder zuzulassen.  „Diese tragischen Erinnerungen müssen wachgehalten werden. Die Geschichte hat viel Aufmerksamkeit verdient und sollte noch viele Jahre weitererzählt werden.“, sagt ein Schüler. Aufmerksamkeit, die es in den heutigen turbulenten Zeiten unbedingt braucht. Dem Vergessen entgegenzuwirken, dafür steht diese Studienfahrt. Nur durch das unmittelbare Erlebnis werden diese Erfahrungen und Gefühle zur Nachhaltigkeit beitragen und dem Vergessen entgegenstehen.  

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